29.12.99: Brand in der Tiefgarage
Für einen Großalarm bei Feuerwehr und Rettung sorgte ein Brand in einer Tiefgarage am 29.12.99 in Schwaz in Tirol. |
Alarmierung
Gegen 23.15 Uhr wird die FF Schwaz über Funkmeldeempfänger zu einem Kellerbrand in der Anton-Öfner-Straße 12 gerufen. Als wenige Minuten später der Kommandant der FF Schwaz, ABI Karl Rinnergschwentner, an der Einsatzstelle eintrifft, dringen dichte Rauchschwaden aus der Tiefgarage. Der Einsatzleiter lässt umgehend Großalarm in Schwaz auslösen. Der Rauch ist so dicht, daß nicht ersichtlich ist, ob sich der Brand nur auf die Tiefgarage beschränkt, oder ob auch Wohnungen davon betroffen sind. Zahlreiche Bewohner der betroffenen Gebäude haben vom Brand nichts mitbekommen und müssen auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Vom Gerätehaus in der Marktstraße rücken zwischenzeitlich KDO, DLK 23-12, TLF, ULF, und Atemschutzfahrzeug aus.In den nächsten Minuten rücken noch ein TLF, sowie SRF, LFB, WLF mit AB-Schaum (Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Sonderlöschmittel), LAST und MTF mit insgesamt 73 Mann zur Schadensstelle ab. Auch die BtF der Tyrolit-Schleifmittelwerke unterstützen die FF Schwaz mit 2 Fahrzeugen und 15 Mann. BFK Klaus Erler und BFI Josef Riedhart sowie der Schulleiter der Landesfeuerwehrschule, DI Alfons Gruber werden ebenfalls alarmiert. Das Rote Kreuz entsendet eine SEG-Einheit mit 20 Mann, 4 Fahrzeugen und einem Notarzt zur Einsatzstelle.
Brandobjekt:
Die Wohnanlage Arche Noah, Anton Öfner-Straße 12 wurde Mitte der 90-er Jahre errichtet. Jede Wohneinheit verfügt über einen Tiefgaragenabstellplatz, der über eine Schleuse mit zwei T 30 Türen direkt über das Stiegenhaus erreichbar ist. In der betroffenen Tiefgarage sind zwei Schleusen, die in getrennte Stiegenhäuser führen, vorhanden. Bei Brandausbruch waren alle Türen geschlossen, was zum positiven Umstand führte, daß die Stiegenhäuser weitestgehend rauchfrei blieben. Die rasche Räumung der insgesamt 18 Wohnungen mit 60 Bewohnern wurde dadurch wesentlich erleichtert.
Brandbekämpfung:
Vom TLFA 3000-300 und dem ULFA 2000-100-250 nehmen die ATS-Trupps zwei Schwerschaumrohre S 4 in die Tiefgarage vor. Der dichte Rauch und vor allem die große Hitze machen ein Vorankommen beinahe unmöglich. Die Atemschutzträger berichten über Atemschutzfunkgeräte von ständigen Explosionen, die anfangs nicht zugeordnet werden können. An der unmittelbaren Brandstelle herrschen, wie sich später herausstellt, Temperaturen von weit über 800 Grad. Erst als ein dritter Trupp mit schwerem Hitzeschutz die Schaumrohre übernimmt, zeigen sich erste wirksame Erfolge. Nach 20 Minuten ist der Brand unter Kontrolle Die Schaummittelversorgung wird über den Abrollbehälter Schaum (AB-Sonderlöschmittel) sichergestellt. Insgesamt werden fast 300 Liter Schaummittel über beide Schaumrohre abgegeben. Als sich nach über einer Stunde der Rauch lichtet, kann sich die Einsatzleitung einen genauen Überblick über das Schadensausmaß machen. Fünf Pkw wurden durch den Brand völlig zerstört, neun weitere sind durch Rauch und Hitze schwer beschädigt und ebenfalls unbrauchbar geworden. Auch die Decke im Bereich der völlig zerstörten Wracks ist schwer beschädigt: Der Beton ist auf einer Fläche von 10 m2 bis auf die Bewehrung abgeplatzt. Noch größere Schäden wurden durch Heraklit Dämmplatten, die an der Garagendecke über den Abstellplätzen zur Wärmedämmung des Erdgeschosses angebracht waren, verhindert. Ansonsten wäre die gesamte Tiefgarage stark einsturzgefährdet.
Große Probleme bereitete anfangs die Belüftung der Garage. Die Öffnungen der Zwangsbelüftung waren vergittert, wodurch die abziehenden Rauchgase aufgestaut wurden. Das Öffnen dieser Gitter stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus. Die Verschraubung war aufgrund des Rauchaustrittes schwer auszumachen, zudem handelte es sich im sehr kleine Schrauben. Die FF Schwaz setzte zwei mit Verbrennungsmotor betriebene Belüftungsgeräte ein.Um 01.30 Uhr konnte ein Großteil der Einsatzkräfte wieder einrücken, nur ein TLF verblieb als Brandwache und zur Ausleuchtung der Einsatzstelle am Unglücksort.Noch in der Nacht nahmen Gendarmeriebeamte die Ermittlungen auf. Aufgrund der großen Zerstörungen an der vermutlichen Brandausbruchsstelle kann die Ursache jedoch nur sehr schwer ermittelt werden.Am nächsten Tag rückte die FF Schwaz erneut in die Anton-Öfner-Str.12 aus: Die völlig zerstörten Fahrzeuge, welche von der Brandursachenermittlung sichergestellt wurden, mußten aus der Tiefgarage geborgen werden. Mit der Seiwinde des LFB wurden die Wracks aus der Garage gezogen.
Schlußbemerkungen
Die Feuerwehr Schwaz brachte auch eine Argus-Wärmebildkamera zum Einsatz. Zuerst wurde die Lage in der Tiefgarage erkundet. Ein Feuerwehrmann stand am Garagentor und verschaffte sich einen ersten Überblick. Dadurch konnte die ungefähre Lage des Brandes eruiert werden. In weiterer Folge wurde die Kamera einem ATS Trupp in die Garage mitgegeben. Hier zeigten sich aber die Grenzen dieses Gerätes: Aufgrund der großen Hitze wurde die Kamera blind, sie zeigte nur noch ein grellweißes Licht, auch Gebäudeumrisse waren nicht mehr zu erkennen.
Wie bereits erwähnt bereitete die Belüftung der Garage anfangs Probleme.Die Gitter der Zwangsbelüftung waren nur mit großem Zeitaufwand zu öffnen. Um in Zukunft eine einfachere Öffnung zu ermöglichen, wurde das Stadtbauamt beauftragt, alle Tiefgaragen (im Stadtgebiet befinden sich 30 Tiefgaragen mit ca. 30 bis 300 Stellplätzen, ein bis drei Stockwerke unter Tag) bezüglich der Verriegelung der Zwangsbelüftung zu untersuchen.
Aufgrund der großen Anzahl von Tiefgaragen im Stadtgebiet hat die Feuerwehr Schwaz seit einem Jahr Composite-Atemluftflaschen im Einsatz. Während in den Tanklöschfahrzeugen das Einflaschengerät mit einer 6,8 l GFK-Flasche verwendet wird, werden im Atemschutzfahrzeug 6 Geräte als sogenannte Langzeitpressluftatmer, (zwei 6,8 l GFK-Flaschen) mitgeführt.Damit wird den Atemschutztrupps ermöglicht, sich bis zu 1Stunde in stark verrauchten Objekten aufzuhalten. Weiters stellt der Langzeitpressluftatmer eine kostengünstige Alternative zu den Regenerationsgeräten dar.
Die Wasserversorgung der beiden Tanklöschfahrzeuge erwies sich als problematisch. Da ausschließlich Unterflurhydranten zur Verfügung standen, und zur Einsatzzeit starker Schneefall herrschte- es waren bereits 20 cm Neuschnee gefallen- war es ein schwieriges Unterfangen, die ovalen Deckel zu finden.
Abschließend muß festgestellt werden, daß trotz der schwierigen Lage der Brand ein glimpfliches Ende fand. Dies ist nicht nur der guten Zusammenarbeit der FF Schwaz mit der Btf Tyrolit sowie mit dem Roten Kreuz, Ortsstelle Schwaz, zu verdanken, sondern auch den Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes.