14.07.10: Großbrand im Adler Werk

14 Feuerwehren, 48 Fahrzeuge, 265 Mann...

Bilder zur von: FF Schwaz, Klampferer Manfred, Graf Armin, Petra Lederer, Familie Berger, Christian Medwed, Betriebsfeuerwehr Tyrolit.

Am Mittwoch, dem 14. Juli 2010 brach gegen 06.35 Uhr ein Brand im Adler Werk in Schwaz aus. 14 Feuerwehren aus dem Großraum Schwaz standen im Einsatz, verletzt wurde niemand.

Die ADLER-Werk Lackfabrik in Schwaz ist in der dritten Generation ein unabhängiges Tiroler Unternehmen und Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln. Die zentrale Produktionsstätte liegt in Schwaz, wo 360 Mitarbeiter mehr als 15.300 Tonnen an Lacken, Beizen und wasserverdünnbare Farben jährlich herstellen.

Bei der betroffenen Lagerhalle handelt es sich um ein in Massivbauweise errichtetes, ca. 20 x 25 Meter großes Gebäude das am nördlichen Ende des Firmengeländes, direkt an der Bundesstraße liegt. Es ist in drei ungefähr gleich große Hallen getrennt. Das Dach wurde mit Stahl – Fachwerkträgern in Leichtbauweise errichtet. Darüber wurde eine Bitumenschicht aufgebracht.
Zum Zeitpunkt des Brandausbruches lagerten 5000 Kilo Collodiumwolle im rechten Teil der Halle. In den beiden anderen Hallenteilen war Leer-, und Kleingebinde gelagert.

Bericht über einen Brandversuch mit Collodiumwolle     


Zuerst ein Knall,dann meterhohe Flammen...


...spektakuläre Bilder vom Beginn des Brandes...

Brandverlauf:

Am Mittwoch, dem 14. Juli 2010, bemerken Firmenmitarbeiter des Unternehmens kurz nach 06.30 Uhr Rauch in der betroffenen Halle. Wenig später kommt es zur Verpuffung, Flammen schießen aus dem Rohstofflager, in dem die besagte Collodiumwolle gelagert wird.
Zahlreiche Notrufe laufen innerhalb kürzester Zeit in der Leitstelle Tirol in Innsbruck ein. Um 06.39 wird die Feuerwehr Schwaz alarmiert. Weil bereits von weitem die große Rauchsäule zu sehen war, wird umgehend Sirenenalarm in Schwaz ausgelöst. Vom Gerätehaus in der Münchner Straße rücken Kommando, Drehleiter, TLFA 3000-300, ULFA 2000-250-100, WLF mit AB Sonderlöschmittel sowie das Atemschutzfahrzeug aus. Um 06:47 Uhr treffen die Fahrzeuge am Firmengelände ein und werden von der Betriebs – Brandschutztruppe eingewiesen.

Nachalarmierung:

Die Einsatzleitung an der Brandstelle wird vom Kommandant – Stellvertreter OBI Hilmar Baumann übernommen. Der Kommandant der FF Schwaz, zugleich Abschnittskommandant des Abschnittes Schwaz, BR Karl Rinnergschwentner übernimmt die Gesamteinsatzleitung. Im ersten Schritt wird Abschnittsalarm für den Abschnitt Schwaz ausgelöst sowie die Feuerwehr Jenbach mit einem zweitem Hubretter alarmiert. Anschließend werden die Berufsfeuerwehr Innsbruck sowie die Betriebsfeuerwehr Sandoz in Kundl mit großen Mengen Schaummitteln angefordert. Weil alle Feuerwehren der Region im Einsatz stehen, werden mehrere Feuerwehren in Bereitschaft versetzt, unter anderem wird die Drehleiter aus Fügen sowie das TLF der FF Weer und das RLF Weerberg ins Gerätehaus Schwaz beordert, um das Einsatzgebiet abzudecken.
Die Bundespolizei und die Stadtpolizei sperrte die Bundesstraße und organisierte die lokalen Verkehrsumleitungen.  

Adler und Brandschutz

Die Familie Berghofer, in dessen Besitz das Unternehmen steht, ist sich der (Brand)gefahren bewusst. Der vorbeugende und abwehrende Brandschutz genießen einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt werksinterne Alarmpläne, die bei jedem Brandmeldealarm zum Tragen kommen. So müssen sich alle Mitarbeiter bei einem Alarm beim Portier sammeln. Die Gruppenverantwortlichen überprüfen, ob alle Personen anwesend sind und melden den Personalstand an die Betriebs – Brandschutztruppe.

Die Brandschutztruppe hat die Aufgabe im Einsatzfall die Evakuierung des Betriebes, Erkundung der Schadenslage sowie Einweisung der Feuerwehr vorzunehmen. Dieses Vorgehen wird sowohl werksintern als auch mit der Feuerwehr Schwaz regelmäßig beübt und hat sich beim Einsatz bestens bewährt.

Zugleich verfügen die unterschiedlichen Bauteile des Werkes über stationäre CO2-, Sprinkler-, oder Schaumlöschanlagen. Im gesamten Werk stehen Oberflurhydranten zur Verfügung, die über die Tiefbrunnen des Werkes gespeist werden können. Im gesamten Industriegebiet um das Werk gibt es eine ausreichente Wasserversorgung durch die Stadtwerke.

Neben den vorbeugenden Maßnahmen ist dem Unternehmen auch der gute Kontakt zur Feuerwehr ein großes Anliegen. Die Geschäftsleitung hat immer ein offenes Ohr für die Feuerwehr. Anschaffungen werden immer wieder finanziell unterstützt. So wurde der komplette Abrollbehälter Sonderlöschmittel von der Firma beschafft.


...die Rauchsäule war in der ganzen Umgebung zu sehen..


...den ersten Fahrzeugbesatzungen der Feuerwehr Schwaz boten sich diese Bilder...


...erster Löschangriff über die Drehleiter...

Brandbekämpfung:

Erstes Ziel ist das Halten der Brandabschnitte. Während am westlichen Gebäudeteil eine hohe Brandmauer die Brandausbreitung verhindert, kommt am östlichen Gebäudeende die Drehleiter zum Einsatz. Hier sind bereits die ersten Fensterscheiben durch die Hitze gesprungen.

Vom TLFA werden zwei C – Rohre sowie ein Schaumrohr vorgenommen. Das ULF stellt die Wasserversorgung für die Drehleiter sicher, das Löschwasser wird primär vom werksinternen Hydrantennetz entnommen. Der Hubsteiger der FF Jenbach geht auf der Bundesstraße in Stellung und übernimmt ebenfalls die Brandabschnittsbildung von oben.
Insgesamt 11 C-Rohre und vier Schaumrohre werden durch die Öffnungen in die Halle vorgenommen. 13 Atemschutztrupps kommen dabei zum Einsatz. Ein Innenangriff kommt nicht infrage, weil die Stahlkonstruktion des Daches wegen der Explosion und der Brandeinwirkung als einsturzgefährdet gilt. Der Brandrauch wird zeitweise in den Innenhof gedrückt, die Maschinisten der Fahrzeuge mussten sich ebenfalls mit Atemschutz ausrüsten. Abhilfe schaffte erst der Großlüfter der Feuerwehr Schwaz, der den Rauch aus diesem Bereich blies. Die große Rauchwolke zog in östlicher Richtung ab. Besorgte Anrainer riefen immer wieder an und wollten wissen, ob von der Rauchwolke eine Gefahr ausgeht.


...sowie mehrere Rohre unter schwerem Atemschutz...


...weil die Stabilität des Daches nicht mehr gesichert war, wurde der Brand in erster Linie von außen bekämpft...

Wasserversorgung:  

Die nachrückenden Feuerwehren bauen eine umfangreiche Wasserversorgung auf. Als Entnahmestellen dienen fünf Hydranten am Werksgelände und vier Hydranten aus Stadtwassernetz, (300 mm Ringleitung), zwei Tiefbrunnen der Fa. Adler sowie der Inn. Dabei kommen auch drei TS zum Einsatz. Vorbeugende Maßnahmen:

Weil man auf Nummer sicher gehen und genug Schaummittelreserven vor Ort haben wollte, wurden wie erwähnt die Berufsfeuerwehr Innsbruck sowie die Betriebsfeuerwehr Sandoz angefordert. Von beiden Feuerwehren wurden insgesamt 12.000 Liter Schaummittel nach Schwaz gebracht.

Sicherheitshalber wurde sogar eine Deko – Gruppe des ABC - Abwehrzuges des Bundesheeres in Bereitschaft versetzt. 


...mit Schaum wurden rasch Löscherfolge erzielt...


...der Abrollbehälter Sonderlöschmittel/ Schaum, eine Spende der Fa. Adler an die Feuerwehr Schwaz...

Gegen 08.00 Uhr konnte Brand aus gegeben werden, um 09.00 Uhr wurde der Betrieb wieder voll aufgenommen.
Am Einsatzort machen sich auch die Gemeindeeinsatzleitung unter Bürgermeister Dr. Hans Lintner sowie die Funktionäre des Bezirks-, und Landesfeuerwehrverbandes ein Bild von der Lage.

„Wir hatten bei diesem Einsatz trotz der Intensität alle Vorteile auf unserer Seite, so der Kommandant der Feuerwehr Schwaz und Gesamt Einsatzleiter , Brandrat Karl Rinnergschwentner.
„Das Zusammenspiel von vorbeugendem und abwehrendem Brandschutz war perfekt, alles lief so, wie es jahrelang geplant und geübt wurde.
Neben dem eigenen, gut aufgestellten Fuhrpark konnte auf die Nachbarfeuerwehren aus der ganzen Region zurückgegriffen werden. 14 Feuerwehren (Schwaz, Stans, Vomp, Vomperbach, Pill, Weer, Weerberg, Terfens, Jenbach, Fügen, BTF GE Jenbacher, Betriebsfeuerwehr Tyrolit, Berufsfeuerwehr Innsbruck, Betriebsfeuerwehr Sandoz aus Kundl) standen im Einsatz.

Weiters war die rasche Alarmierung durch die Leitstelle Tirol von unschätzbarem Vorteil. Früher hätten über drei Einsatzzentralen die Feuerwehren der Nachbarbezirke angefordert werden müssen. Heute genügt ein Funkspruch, und auf Knopfdruck sind innerhalb kürzester Zeit alle notwendigen Einsatzmittel alarmiert.  


...an der Atemschutzsamelstelle gings ordentlich rund...


...Schläuche verlegen während der Fahrt - sehr einfach, sehr praktisch, sehr schnell...


...ansaugen an einem Tiefbrunnen...


...die Betriebsfeuerwehr Sandoz aus Kundl rückt mit den 6.000 Litern Schaum (von 20.000 Litern, die bei Sandoz Kundl lagern) ab...


...der Großlüfter - einst kritisch hinterfragt - bereits mehrfach bewährt...


FEUERWEHR

FAHRZEUGE 

MANN 

SCHWAZ 

10

63

BTF Tyrolit 

3

14

Stans 

3

30

Vomp 

5

32

Weer 

1

9

Weerberg 

3

27

Pill 

2

13

LZ Fiecht 

1

8

Jenbach 

4

25

BTF GE Jenbacher 

3

15

Vomperbach 

2

15

Terfens 

2

12

BTF Sandoz 

3

13

BF Innsbruck 

6

12

GESAMT 

48

288