Detailbericht Brand Nebengebäude Kellerjochhütte

Am Sonntag, dem 22. August 2021 verursachte ein Blitzschlag im Bereich einer Berghütte den Brand eines Lagergebäudes. Durch die Lage der Hütte auf 2.237 Metern Seehöhe und einer fehlenden Zufahrtsstraße musste der gesamte Einsatz mit Hilfe von Hubschraubern abgewickelt werden.

Örtlichkeit

Das Kellerjoch ist der Hausberg der Silberstadt Schwaz. Sein 2.344 Meter hoher Gipfel weist eine Besonderheit auf – ganz oben thront seit Jahrzehnten (eigentlich seit Jahrhunderten) eine aus Holz errichtete Kapelle.

Unterhalb der Kapelle steht auf 2.237 Metern Seehöhe die im Jahr 1908 errichtete und immer wieder sanierte und erweiterte Kellerjochhütte. Diese ist nur im Sommer bewirtschaftet und ausschließlich zu Fuß erreichbar. Zur Versorgung der Hütte besteht eine Materialseilbahn. Auf der Hütte besteht die Möglichkeit in Matratzenlagern zu übernachten. Am Morgen des Brandes befanden sich 41 Gäste und 6 Mitarbeiter auf der Hütte.

40 Meter entfernt steht eine weitere, kleine Hütte, ca. 6x4 Meter groß. Diese wird als Lagerraum verwendet.

Am Sonntag morgen zog ein Gewitter über das Kellerjoch. Ein Blitz schlug in die kleine Hütte ein und entzündete diese. Weiters setzte der Blitz die Stromversorgung der Hütte außer Kraft. Damit war ein Einsatz der Materialseilbahn nicht mehr möglich.
Der Hüttenwirt setzte den Notruf bei der Leitstelle Tirol ab, die dann um 07.35 Uhr die örtlich zuständige Feuerwehr Schwaz alarmierte.
Eine der zahlreichen Stützpunktaufgaben der FF Schwaz ist der Feuerwehr – Flugdienst. Damit standen bei der Alarmierung auch mehrere Flughelfer zur Verfügung.

Erste Maßnahmen

„Gleich beim ersten Funkkontakt mit der Leitstelle Tirol teilte uns diese mit, dass der Polizeihubschrauber „Libelle“ bei einem Einsatz in Osttirol gebunden und somit die nächste Stunde nicht verfügbar sei“, so der Einsatzleiter der FF Schwaz, Hilmar Baumann.

„Wenn eine Feuerwehr in Tirol bei Gefahr in Verzug einen Hubschrauber benötigt, so ist der Polizeihubschrauber die erste Wahl. Bei gewissen Einsatzstichworten wie Waldbrand wird dieser sogar automatisch mitalarmiert. Ist dieser Hubschrauber nicht verfügbar, kann auch auf den nächstgelegenen Notarzthubschrauber (NAH) zurückgegriffen werden“, führt Baumann weiter aus.

Daher wurde der NAH „Heli 4“, stationiert in Kaltenbach/Zillertal (quasi auf der "Rückseite" des Kellerjoches) alarmiert. Dieser machte einen Überflug über das Brandobjekt und landete dann am Heliport der Feuerwache Schwaz.

Zwischenzeitlich hatte die Einsatzleitung mehrere Entscheidungen getroffen: zwei Fahrzeuge , das singlebereifte Universallöschfahrzeug sowie das LFB (Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung) auf Unimog sollten mit Mannschaft zur „Lacke“ fahren, jenem Punkt, von wo auch die Materialseilbahn wegführt. Diese liegt auf ca. 1.960 Metern Seehöhe, ist über eine Forststraße erreichbar und der „nächstgelegene“ Ort, von wo aufgestiegen werden kann. Wäre ein längerer Einsatz per Hubschrauber aufgrund des schnell wechselnden Wetters nicht möglich, sollte von dort aufgestiegen werden.

Als Ausgangspunkt für den fliegerischen Einsatz wurde der Speicherteich der Kellerjochbahnen ausgewählt. Dieser liegt auf ca. 1.600 Metern, also gut 600 Höhenmeter unterhalb des Brandortes und ist Luftlinie ca. 2.800 Meter entfernt.
Dort ist genügend Wasser sowie Platz vorhanden um auch mehrere Hubschrauber starten und landen zu lassen. An diese Einsatzstelle wurde das WLF 2 mit dem Abrollbehälter „Flugeinsatz“ sowie ein Lastfahrzeug entsandt.

Hubschraubereinsatz

Nachdem Heli-4 gelandet war, wurde im ersten Flug der Kommandant, der Gerätewart sowie ein voll ausgestatteter Feuerwehr – Flughelfer zur Einsatzstelle geflogen. Vor Ort stellte sich heraus, dass vorerst keine Gefahr der Brandausbreitung bestand. Trotzdem sollte der Brand gelöscht werden weil die weitere Entwicklung des Brandes (und des Wetters) nicht absehbar war. Daher wurde der Notarzthubschrauber leergeräumt um mit mehreren Flügen Mensch und Material an die Einsatzstelle zu fliegen: Pumpen, Schläuche, Strahlrohre, Handwerkzeuge, Löschwasserbehälter, Atemschutzträger.

Um sicherheitshalber einen weiteren Hubschrauber zur Verfügung zu haben, wurde über die Landeswarnzentrale eine Ausschreibung gestartet wobei die Fa. Wucher den Zuschlag erhielt. Dieser Hubschrauber traf gegen 08.40 Uhr ein. Der Polizeihubschrauber hatte zwischenzeitlich auch seinen Einsatz in Osttirol beendet weshalb er ebenfalls die Löscharbeiten unterstützte.  Weil 2 Hubschrauber ausreichten, konnte der NAH „Heli-4“ aus dem Einsatz entlassen werden.

Löscheinsatz

Mit der eingeflogenen Mannschaft wurde zuerst der 6000 Liter fassende Löschwasserbehälter aufgebaut. Mit einer Tragkraftspritze „Otter“ wurde das Wasser angesaugt, die Hubschrauber befüllten mit Hilfe zweier Bambi Buckets den Behälter.
Der Brand wurde mit einem C-Rohr gelöscht, in weiterer Folge das Dach abgerissen und dann mit mehreren Abwürfen direkt vom Hubschrauber aus nachgelöscht. Nach mehr als 6 Stunden konnte der aufwändige Löscheinsatz beendet werden. Anschließend musste das gesamte Material mit mehreren Rotationen wieder zurück ins Tal geflogen werden. Insgesamt wurden 15.000 Liter Wasser auf den Berg geflogen.

Fazit

"Der Brand selbst war nicht wirklich spektakulär, vielmehr war es die exponierte Lage, die einen großen Aufwand verursachte. Insgesamt ist der Einsatz sehr gut verlaufen, ein großer Dank meinerseits an alle Beteiligten, Leitstelle Tirol, Hubschrauberbesatzungen und natürlich meinen Kameraden, die den Sonntag einmal mehr im Dienste der Allgemeinheit opferten“, so der Kommandant Hilmar Baumann abschließend.